Meine erste Fernreise führte mich im Februar 1976 nach Kenia. Es sollte ein sonniger, erholsamer Urlaub werden, jedoch geschah etwas völlig Unerwartetes, etwas sehr Markantes, das meinem Leben seitdem eine ganz und gar andere Richtung gab.
Bei einer Stadtbesichtigung in Mombasa befand ich mich plötzlich in einer Strasse, in der mir eine Schar von verkrüppelten und verstümmelten Menschen begegnete. Sie bemühten sich, die Aufmerksamkeit der vorbeigehenden Touristen auf sich zu lenken. Sie saßen auf Brettern, unter denen Rollen befestigt waren. Mit diesen Rollbrettern und mit Hilfe ihrer verunstalteten Hände bewegten sie sich mühsam voran. Auch sah ich in den Strassen sich kriechend bewegende, gelähmte Menschen. Sie streckten ihre verunstalteten Arme zu den Touristen aus. Aber man beachtete sie nicht. Die Vorbeigehenden wandten sich mit Ekel ab. Selten warf einer ihnen ein paar Münzen zu.
Mir zeigten sich grauenvolle Gestalten, trostlose Gesichter, Menschen, die ihr Aussehen und ihre menschliche Würde verloren zu haben schienen. Es waren Leprakranke, Aussätzige, Ausgesetzte.
Dieses schreckliche Bild hat sich in mein Gedächtnis unauslöschbar eingeprägt. Ich traute mich nicht zu fotografieren und empfand es diesen Menschen gegenüber auch als unwürdig. Es war meine erste Begegnung mit der Geißel der Menschheit, der Krankheit Lepra.